Kürzlich haben wir hier über das angesagte Thema Metaversum und dessen Bedeutung für das Gesundheitswesen geschrieben. Heute interessieren wir uns für die Perspektiven, die ein Leben in virtuellen Sphären dem Recruiting eröffnen könnte.
Hype durch PR-Stunt
Nachdem Mark Zuckerberg seinen Konzern umbenannt und das Metaversum als Next Big Thing nach seiner Lesart präsentiert hat, entstand ein kleiner Hype. Dem wollen wir uns nicht verschließen, auch wenn man nicht außer Acht lassen sollte, dass Facebook auch aus PR-Gründen zu diesem Schritt motiviert gewesen sein dürfte. Aus Sicht des Gesundheitswesens hatten wir bereits gefunden, dass die Welt, wie wir sie kennen, noch eine ganze Weile so bleiben wird. Aber was kommt nach dieser Weile? Auf was muss sich das Personalwesen einstellen? Wie werden Technologien, die fürs Gaming entwickelt wurden, die Darstellungen der Unternehmen und Vorstellungsgespräche verändern?
Seit 20 Jahren Next Big Thing
Zunächst rückt als prominenteste Technologie die Oculus Riff Brille in den Fokus. Da diese bereits seit fast 20 Jahren auf ihren Durchbruch wartet, scheint sie Makel zu haben, die über Feinheiten wie Auflösung oder Datenübertragungsraten hinausgehen. Die Verschmelzung der digitalen Welt mit der analogen ist schwer vorstellbar, wenn man dafür eine Brille aufsetzen muss, die nicht nur sehr deutlich spürbar ist, sondern die Träger auch von einer der beiden Welten weitgehend abschottet.
Können heißt nicht brauchen
Auch stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit. Die beantwortet man rückblickend oft anders als im Vorhinein. Das Smartphone, dessen Zweck vielen lange schleierhaft war, ist auch aus deren Leben nicht mehr wegzudenken. Seien wir also lieber vorsichtig im Sinne von optimistisch, um nicht in 20 Jahren so zitiert zu werden, wie heute jene, die vor 20 Jahren prophezeiten, das Internet würde sich nicht durchsetzen. Und dennoch: Was mehr braucht es zum Recruiting als Bild- und Tonqualität, die alle Feinheiten der Mimik und der Stimme übermitteln? Wenn die relevanten nonverbalen Aspekte der Kommunikation transportiert werden, wie immersiv muss eine virtuelle Begegnung darüber hinaus für unsere Zwecke sein?
Digitalisierung ist willkommen
Aus der Recruiter Experience Studie wissen wir, dass große Firmen dem Thema Digitalisierung im Recruiting positiv gegenüberstehen. Zitat: „Diejenigen Unternehmen, bei welchen die Recruiter zufriedener mit dem vorzufindenden Digitalisierungsgrad sind, setzen auch erkennbar mehr digitale Lösungen ein: Bspw. 54 % mehr digital unterstütztes Terminmanagement, 55 % mehr Mitarbeiterempfehlungstools und sogar 58 % mehr Cultural Fit / Matching-Lösungen. Fazit: Zufriedene Recruiter arbeiten digitaler – Recruiter begrüßen mehrheitlich Digitalisierung!“
Virtuelle Ansätze im Recruiting
Während der Pandemie wurden bereits viele Gespräche ins Netz verlagert. Allerdings haben die aktuellen Optionen noch immer den Charakter einer Notlösung, weil viel Nonverbales auf der Strecke bleibt. Da ist es ein schwacher Trost, dass beim virtuellen Meeting die Reisekosten entfallen, die das Unternehmen andernfalls tragen müsste.
Erste Versuche, VR im Recruiting einzusetzen hat z.B. Samsung kürzlich unternommen. Auf der VR Plattform Gather veranstaltete das Unternehmen kürzlich eine Recruiting-Messe. Kandidaten hatten dort die Gelegenheit, sich zu präsentieren und über die Stellen zu informieren, die das Unternehmen bietet. Hyundai arbeitet bereits mit der VR-App Zepeto, um neue Mitarbeiter einzuarbeiten.
Bei Avataren sind wir raus
Für uns Personalberater ist die Vorstellung einer virtuellen Zukunft attraktiv, da die 1:1-Kommunikation das A und O unserer Arbeit ist. Sollte die ohne Kompromisse und ohne Reisekosten möglich sein, sind wir dabei. Ob es dafür ein Metaversum braucht, ist eine andere Frage. Gern erinnern wir immer wieder daran, dass es in Personalfragen immer um Menschen geht. Und wenn wir Zuckerbergs Inszenierung seiner Vision richtig verstanden haben, ist der User im Metaversum als Avatar vertreten und das wäre gegenüber einem Zoom-Call ein Rückschritt.