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Wie arbeiten wir mit 5G im Gesundheitswesen?

Kurze Antwort: schneller und besser.

Und falls Sie noch ein paar Minuten haben: 5G ist eines der Themen, die ständig in aller Munde sind, obwohl vermutlich eher wenige Menschen wirklich verstehen, wie komplex diese Technik ist und wie sie funktioniert. Da sind wir keine Ausnahme. Allerdings braucht es kein Ingenieursdiplom, um die Möglichkeiten zu erahnen, die mit 5G für das Gesundheitswesen verbunden. Hier sind viele positive Effekte denkbar. 

Mit 5G lässt sich die Kapazität des Mobilfunknetzes um den Faktor 1000 steigern. Auch die Geschwindigkeit der Datenübertragung steigt dramatisch. Latenzen von bestenfalls 30 bis 80 Millisekunden sinken auf eine. Auch datenintensive Technik lässt sich damit in Echtzeit steuern. Die Frage, ob wichtige und viel genutzte Geräte im Krankenhaus von den 5G-Signalen gestört werden könnten, wollen wir hier ausklammern und dem TÜV überlassen. Wir gehen davon aus, dass sich die verschiedenen Techniken in einem OP harmonisieren lassen. 

Was bedeutet 5G für die Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten? 

Im Klinikalltag war in diesem Zusammenhang bereits von digitalen Patches (Pflastern) die Rede, die Vitaldaten von Patienten erheben und übermitteln. Das könnte natürlich das tägliche Fieber- und Blutdruckmessen ersetzen und so dem Pflegepersonal auf den Stationen ein wenig Arbeit abnehmen. Aber ist nicht gerade diese Tätigkeit eine, bei der Patienten wenigstens für ein paar Sekunden menschliche Zuwendung erfahren, die nicht von einer eventuell unangenehmen Anwendung geprägt ist oder alle Aufmerksamkeit der Pflegenden fordert. Während die Messgeräte messen, können Pflegende und Patienten einfach übers Wetter oder Haustiere sprechen. Die Schattenseite der Entmenschlichung, die wir im Zusammenhang mit neuen Techniken bereits thematisiert hatten, müssen wir auch hier im Auge haben. Diese Anwendung wird der Größe des Themas 5G allerdings nicht gerecht. 

Denken wir größer.

Vor Jahren ist mit Da Vinci bereits Robotik in die Operationssäle eingezogen. Die Vorteile sind erheblich. Allerdings eher für die Mediziner als für die Patienten. Inzwischen liegen Langzeitbeobachtungen vor, die zeigen, dass die Ergebnisse klassischer Operationen gleichwertig sind gegenüber technisch durchgeführten. Da Vinci arbeitet zwar vollkommen zitterfrei und mit übermenschlicher Präzision, macht Patienten aber nicht gesünder als die Hände eines Chirurgen. Der hingegen leidet weniger unter den Schmerzen in Nacken- und Schulterbereich, die langandauernde Operationen oftmals für den Operateur mit sich bringen. Und auch der Rest des OP-Teams profitiert von der Kamera, die alle Arbeitsschritte in mehrfacher Vergrößerung auf einen Bildschirm bringt. So können Assistenten selbst sehen, was als nächstes zu tun ist. Das wertet diese Tätigkeit auf und bringt einen guten Teamgeist in den OP. 5G könnte diese Vorteile ortsunabhängig nutzbar machen. Eine medizinische Koryphäe könnte mit ihren exklusiven Fähigkeiten an einem Tag an mehreren Orten innerhalb des 5G-Netzes Probleme lösen. Diesen Vorteilen stehen allerdings erhebliche Kosten gegenüber: 2 Millionen für den Roboter, zahlreiche Stunden der Schulung auf die neue Technik und erheblicher Mehraufwand für die Desinfektion des Roboters im Vergleich zu einem OP-Besteck. 

5G ist wie Rettungswagen – es macht Medizin mobil.

Wenn wir über mobile Daten und Medizin reden, ist das Paradebeispiel der Rettungswagen. Wo Sekunden über Leben und Tod entscheiden können, profitiert auch der Patient maximal von der Schnelligkeit des neuen Netzes. Umfangreiche Daten könnten schon während der Fahrt erhoben und für eine diagnostische Auswertung mit riesigen archivierten Datenmengen abgeglichen werden. Bei der Ankunft des RTW in der Notaufnahme könnte dann schon alles optimal vorbereitet sein. Und nicht nur das: Informationen aus dem Rettungswagen könnten an Spezialisten übermittelt und im Gegenzug dort erste Schritte einer Behandlung durchgeführt werden. Dabei muss es nicht um Leben und Tod gehen. Ein Patient mit schmerzhafter Verletzung bräuchte nicht mehr zu warten, bis der Arzt in der Notaufnahme grünes Licht für ein Schmerzmittel gibt. Auch die Tätigkeit der Sanitäter wird dadurch aufgewertet. Sie können remote mit dem Arzt zusammenarbeiten und müssen den leidenden Patienten nicht mehr bis zum ersehnten Schmerzmittel vertrösten. Sanitäter fühlen sich dann vielleicht nicht mehr als Krankenwagenbelademeister.  

5G wertet Jobs auf. 

Wir sehen 5G für die Arbeit im Gesundheitswesen sehr positiv. Die Technik spart Zeit und kann so den Personalmangel entschärfen. Viele Berufe können attraktiver werden und mehr junge Menschen anziehen, wenn sie nicht von permanentem Ressourcenmangel überschattet werden.  Auch die Kostenersparnis, die 5G ermöglicht, kann Spielräume eröffnen bzw. Mängel beheben. 

 Doch während wir uns diese utopischen Szenarien ausmalen, warten wir noch auf die digitale Patientenakte und ärgern uns auf Dienstreisen über Funklöcher. Es gibt noch viel zu tun. Wir haben allerdings die Hoffnung, dass 5G mit seinen vielfältigen Möglichkeiten als Treiber der Digitalisierung wirkt. Die Nutzen der Technik erscheinen schon jetzt so erheblich, dass die Kosten der Nichtnutzung im Vergleich untragbar werden. Sowohl für die Kliniken, als auch für den Standort Deutschland als Ganzes. Dem könnte 5G helfen, den Rückstand in der Digitalisierung gegenüber dem Rest der Welt aufzuholen, denn bei 5G stehen alle mehr oder weniger am Anfang.